Christiana Gramlich
 Hundetrainerin

Folgen der nicht argerechten Ernährung

Viele Krankheiten unserer Hunde sind auf Fehlernährung, beginnend im Welpenalter, zurückzuführen. Diese Krankheitsbilder entstehen nicht immer, sie häufen sich jedoch immer mehr. Auch Rassedisposition und weitere Haltung spielen eine Rolle bei folgenden Erkrankungen.



  • Allergien
  • Diabetes Mellitus (Zuckerharnruhr)
  • Gastrointestinale Erkrankungen (Magen-Darm)
  • Erkrankungen des Bewegungsapparates
  • Die Folgen falscher Ernährung auf das Verhalten des Hundes

Diabetes Mellitus (Zuckerharnruhr)

Hund mit Arztköfferchen

Diese Erkrankung bei Hunden ist ganz klar auf eine Fehlernährung zurückzuführen. Hierbei handelt es sich um eine Stoffwechselstörung, bei der es zu einer unzureichenden Insulinproduktion oder -wirkung kommt.
Durch ein Überangebot von Zucker in der Nahrung, entweder durch Kohlenhydrate, Rübenschnitzel, Zucker etc. ist die Glukoseaufnahme in die Zelle reduziert und der Blutglukosespiegel steigt an. Es kommt zu einer Erschöpfung der Inselzellen im Pankreas, die für die Produktion von Insulin zuständig sind. Symptome sind nicht immer leicht zu erkennen und bei folgenden Beobachtungen sollte ein Arztbesuch folgen:
Vermehrter Durst (Polydipsie), vermehrter Urinabsatz (Polyurie), erhöhte Futteraufnahme (Polyphagie) und Gewichtsverlust (trotz erhöhtem Appetit und gesteigerter Futteraufnahme), Mattigkeit und Schwäche und milchige, gräulich-blaue Trübung einer oder beider Linsen.




Gastrointestinale Erkrankungen beim Hund (Magen-Darm)

Industriell hergestelltes Fertigfutter ist in der Regel für den Organismus des Hundes schwer verdaulich. Aufgrund dessen kommt es häufig zu Störungen im Verdauungsapparat. Immer wieder kehrende Durchfälle und Erbrechen sind hierbei keine Seltenheit. Durch den oft zu hohen Anteil an Getreide und Ballaststoffen wird die Darmperistaltik ungünstig beeinflusst und es kommt zu vermehrter Bakterienbesiedlung des Darms.


Oft beginnen so genannte Futtermittelunverträglichkeiten mit Durchfall und Erbrechen. Die Lösung wird dann oft in einem anderen Produkt eines anderen Herstellers gesucht, ohne der eigentlichen Problematik auf den Grund zu gehen. Aus den anfänglich harmloseren Symptomen entwickeln sich oft ernsthafte Erkrankungen wie z.B. eine chronische Darmentzündung (Colitis), eine Bauchspeicheldrüsen-Insuffizienz, Malabsorptionssyndrome, etc. Und dann beginnt der Kreislauf in Form von Diagnosestellung des Tierarztes mit der anschließenden medikamentösen Behandlung inklusive Diätfutter. Auslöser ist aber nicht die erkrankte Darmschleimhaut, die dann gerne als inflammatorische Darmerkrankung kurz IBD (inflammatory bowel disease) bezeichnet wird (irgendeinen Namen braucht das Kind), sondern sie ist nur das Symptom. Der Auslöser ist die falsche, ungesunde, schwer verdauliche, nicht artgerechte Ernährung!
Viele Hunde sind ihre Beschwerden nach ganz kurzer Zeit los, wenn sie ihrer Art gerecht mit frischem Fleisch, Gemüse und Obst ernährt werden. Auch ein kleiner Anteil an fermentiertem Getreide ist durchaus sinnvoll.


Erkrankungen des Bewegungsapparates

Ein heranwachsender Welpe bzw. Junghund, insbesondere großwüchsiger Rassen, der mit einem Fertigfutter ernährt wird, erhält sehr oft einen Überschuss an Energie durch falsche Ernährung sowohl qualitativ als auch quantitativ. Durch eine frühe Überfütterung werden Mikroverletzungen insbesondere in den empfindlichen Wachstumszonen oder auch im Bereich des Gelenkknorpels begünstigt.

Neben biomechanischen Effekten beeinflusst eine hohe Energieaufnahme auch den Hormonhaushalt von Junghunden, z.B. mit Rückwirkungen auf die Abgabe von Wachstumshormonen, insulinähnlichem Wachstumsfaktor 1 (IGF-1) sowie auf die Schilddrüsenhormone, die die Mineralisierung des neu gebildeten Gewebes steuern. Erhöhte Blutspiegel des insulinähnlichen Wachstumsfaktors 1 fördern die Aktivität der teilungsaktiven Knorpelzellen in der Wachstumszone.
Durch die ungleichmäßige Vermehrung der Knorpelzellen und deren Umwandlung in mineralisiertes Knochengewebe wird die Anfälligkeit des jugendlichen Skeletts für biomechanische Einwirkungen verstärkt. Untersuchungen haben ergeben, dass bei Energieüberversorgung die Gelenkknorpel weniger gut durch knöchernes Gewebe abgestützt werden.


Dadurch können sich Knorpelschuppen ablösen und zum Krankheitsbild der OCD führen. Diese Erkenntnis macht ebenfalls deutlich, dass die früher angenommene Proteinüberversorgung nicht die Ursache für die Gelenkerkrankungen der Junghunde sein kann. Proteine sind hauptsächlich für den Muskelaufbau verantwortlich und die gespeicherte Energie wird nur im Notfall und im Falle eines Mangels an Fetten abgegeben. Erkrankungen der Gelenke kommen nicht nur beim Junghund vor, sondern ereilen Hunde jeden Alters in Form von HD, ED, Spondylose, Arthrose usw. Um den Stoffwechsel der Gelenke zu entlasten ist es sinnvoll diese Hunde getreidefrei zu ernähren. Sogenannte Pseudogetreide wie z.B. Amaranth, Quinoa, Buchweizen usw. sind erlaubt. Sie sind glutenfrei und enthalten kein Klebereiweiß.


Die Folgen falscher Ernährung auf das Verhalten des Hundes

Aggression kann eine Folge von falscher Ernährung sein Fehlverhalten durch falsche Ernährung

Mit den Zusammenhängen zwischen der Ernährung des Hundes und seines Verhaltens beschäftigen sich die wenigsten Hundetrainer. Der einzige Mythos, der noch existiert, ist die Mär vom aggressiven Hund, der mit rohem blutigem Fleisch gefüttert wird.


Dass Hunde heutzutage nicht „funktionieren“ hat natürlich viele Gründe. Der Hund wird wegen seines Aussehens gekauft oder weil oder weil es sich gerade so ergeben hat.


Der süße Welpe wächst heran und spätestens wenn es in die pubertäre Phase geht, wird es langsam brenzlig. Dieser Hund bekommt natürlich das beste Fertigfutter, weil er ja ein aktiver Hund ist auch ein „High Energie“ Futter. Durch mangelnde Auslastung (körperlich wie mental) und durch das energiereiche „High Energie“ Futter weiß der junge Hund gar nicht wohin mit all seiner angestauten Energie und beginnt schon mal damit z. B. zu hüten oder jagt dann Jogger oder Radfahrer/Autos usw.
Weil er hyperaktiv ist, wird er dann schlussendlich von einer Hundeschule in die nächste geschleift, oft ohne Aussicht auf Erfolg. So oder so ähnlich ergeht es leider vielen Hunden.


Natürlich können nicht mehr alle Hunde ihren uralten Instinkten folgen. Wenn aber Hunde durch nicht artgerechte Ernährung mit so viel Energie versorgt werden wie ein Hochleistungssportler und dann sowohl körperlich als auch geistig gehalten werden wie der Hamster im Laufrad, kommt es natürlich zu Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten. Diese zeigen sich meist in übersteigerten Verhaltensmustern wie Hyperaktivität, Dauergebell, Pfötchen lecken und kauen oder aber ausgeprägtem Wach –und Schutztrieb bis hin zu Aggressivität.


 
 
 
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